Freitag, 19. Oktober 2012

Carpe diem - Genieße den Moment


Trotz spätem Aufstehen könnte ich mich auf der Stelle umdrehen und einschlafen. Ein komplett freier Tag ist echt schon anstrengend - und das liegt nicht zuletzt daran, dass man durch den hier herrschenden Lifestyle in Verbundung mit der Spontaneität der Leute morgens starten kann, ohne der leisesten Schimmer, was man wohl heute tun wird und am Abend völlog erledigt zurückkommt und die Aktivitäten an einer Hand kaum noch abzählen kann!

Nach einem absolut geilen Drei-Zutaten-Frühstück: Mehl + Milch + Apfel = Crêpes mit Bratapfel gab es erst mal einen Schock zum Aufwachen: Nachdem ich rückwärts aus der Einfahrt rausgefahren bin und das Auto beim Einlegen des ersten Gangs warum auch immer abegwürgt hatte, sprang es definitiv nicht mehr an. Dann ist mir die angezogene Handbremse aufgefallen, aber auch nach dem Lösen und anderen kleinen Spielchen, wie Leerlauf, erster Gang etc. gab das Lebensmittel Nr. 1 nichts als ein mühsames Röcheln von sich. Mit angeschalteter Warnblinkanlage stand es also mitten auf der Straße und ich bin erst mal losgelaufen, um Manu zu suchen. Im Haus: Keiner da. Während ich also planlos um das Auto lief, kam Manu dann auch schon angerannt - perfekt getimt den Berg hochgejoggt. Außer Atem (wie das Auto) drehte er den Schlüssel, einmal, zweimal und das Auto sprang an! Das war noch mal gut gegangen!

Nach dem Yoga ging es spontan zusammen mit einem anderen vom Yoga zu "natürlichen Pools". Darunter konnte ich mir nicht so richtig was vorstellen. Durch eine wunderschöne Landschaft, die mich stark an den ecuadorianischen Regenwald erinnerte, nur dass man hier barfuß laufen kann, ohne Angst vor gefährlichen Tieren haben zu müssen, sind wir also zu unterhalb der Twin Falls gelegenen Wasserfällen gegangen. Mangels Badezeug war ich nicht im Wasser, das werde ich aber bei Gelegenheit nachholen. Dafür bin ich ein bisschen geklettert, habe neue einheimische Pflanzen kennengelernt und eine "spirituelle" Höhle gesehen. Nach einem leckeren Tee mit südamerikanischem Killerbienen-Honig und einer anregenden Diskussion über meine Lieblingsthemen Freiheit und Lebenseinstellungen, was mir auf Englisch zumindest am Anfang doch noch recht schwer fiel, bin ich dann nach Hause, habe meinen Essenstank wieder aufgefüllt, mein Surfzeug zusammen gesucht und bin gleich wieder los. Ziel: Kanaha.

Glücklicherweise habe ich vorher noch angehalten, wo mir auch gleich brühwarm das Neueste vom Neuesten erzählt wurde: Der komplette Kanaha Beach Park sei heute gesperrt, da ein Tiger-Hai einen Stand-Up-Paddler attakiert habe. Ja, scheiße - was jetzt? Da wollte ich hin, es ballerte richtig, das Meer war weiß und man zählte statt Schaumkronen die Flecken ohne Schaumkronen und ich wollte noch in Kahului einkaufen. Stattdessen ließ ich mir also den Weg nach Sprecks erklären - weil mit meinem Material über die Brandungszone rausschwimmen, wollte ich definitiv nicht, vor allem da die Wellen heute doch wieder um einiges größer waren - und fand auch kurz darauf schon jede Menge Autos, die am Rand einer schmalen "Dirt Road" bzw. "Sandpiste" parkten. Schnell fiel mir auch das Schild "No Kitesurfing" ins Auge. Bevor ich mich womöglich irgendwo festfahren oder zwischen Massen von Autos umdrehen musste (welch weise Voraussicht, wie sich später herauststellen sollte), parkte ich lieber weiter hinten und machte mich erst mal, entgegen jeglicher Amerikaner-Manier, zu Fuß auf den Weg an den Strand, um den Spot, den Wind und die weiteren Parkmöglichkeiten abzuchecken.

Nach knappen fünf Minuten Fußweg erreichte ich dann auch schon einen großen Sandplatz mit Verkehrschaos und diversen Autos, die entweder schon tief im Sand steckten oder kurz davor waren, sowie Massen an Surfern (Windsurfern!), die ihr Material aus- oder einluden bzw. zwischen Strand und Auto hin- und hertrugen. (Die Fotos zeigen Sprecks dann allerdings eher im "Normalzustand", da ich natürlich erst auf dem Wasser war und erst dann das Surfmaterial gegen die Kamera getauscht habe, als schon fast alle wieder zu Hause hockten und ihre Energiespeicher wieder auffüllten.) Das Wasser war voll, der Strand ebenfalls und Carine kam mir schon entgegen, gerade fertig mit einer Supersession. Normalerweise sei sie hier wohl allein auf dem Wasser oder teilte sich diesen Spot mit guten drei weiteren Surfern, wobei die Atmosphäre heute ja auchmal ganz cool sei.
Symptom: Alle Kanaha-Surfer treffen sich in Sprecks.
Diagnose: Haiattacke in Kanaha

Das Ganze endete damit, dass ich ihr 2013er 3,9m²-Segel übernahm, wir einem (mangels Wendemöglichkeit) die ganze zugeparkte "Dirt Road" rückwärts wieder verlassenen Auto folgten und ich mich mit Lycra, Trapez und Board bewaffnet wieder auf den Weg an den Weg an den Strand machte, "mein" Material zusammenstöpselte und in das kühlende, weiter draußen fliegende Wasser hopste und losballerte. Am Ende gelangen mir sogar meine Halsen und ich habe es genossen wie sonst was, einfach mal ohne große Wellen bei hackwind draufloszuballern! Ich denke - zumindest bei den heutigen Bedingungen - habe ich meinen neuen Lieblingsspot entdeckt.

Völlig erledigt gestaltete sich dann der Weg zum Auto als "the long way home" und deutlich anstrengender als der Hinweg, der auch schwitzend in der prallen Mittagssonne kein großes Thema war. Magenlos habe ich mir in Paia dann schnell noch was zu essen geholt und den ereignisreichen Tag bei schönen Harfenklängen ausklingen lassen.

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