Dienstag, 18. Dezember 2012

Bambus-Affen, Taschentuch-Segel und Surfboard-Grandpas



Ich bin wieder so ziemlich fit, auch wenn ein Rückfall-Risiko natürlich besteht, wenn ich mitten im Winter in Shorts ins Wasser hüpfe. Aber es sollte nicht so besonders groß sein, da ich alleine beim Segel aufriggen schon in Schweiß gebadet war und das Wasser dann eine absolut notwendige Kühlaktion war, ähnlich wie das Kühlerwasser beim Auto. Nachdem ich also in langer Jeans und Pulli mit einem Scheibenwischer, der, da auf Hochtouren laufend, fast von der Windschutzscheibe fliegt, Haiku verlassen habe, habe ich mich nach 15minütiger Fahrze in Sprecks im oben beschriebenen Sommer  wieder gefunden, was aber großteils auch an der Windabschattung am Spreckelsviller Strand liegen mag. Ich war also mit einem Plastik-Taschentuch surfen; seit meinen Surfanfängen hatte ich kein 3.0er mehr in der Hand! Mal schauen, ob ich das kaufe, oder doch ein anderes – na, Jessi, Interesse? Die erste Fahrt war dann auch ganz geil, mit einigen meiner (zumindest gefühlsmäßig) höchsten Sprüngen, danach schien mir der Tag (oder eben die ¾ Stunde auf dem Wasser) eher wie einer von denen, an denen einfach gar nichts klappt und man sich wie ein Anfänger fühlt, der das erste Mal so ein großes schweres Tuch und dickes Surfboard sieht (Da die Wellensurfbretter deutlich dünner sind, wirkt ein Windsorfboard im Vergleich dazu dann wie ein überfütterter Weihnachtswellenreiter, oder eben wie ein guter Weihnachtsbraten…).
Ansonsten war ich noch im Bamboo-Forest wandern, habe mich wie ein Affe gefühlt, da die kreuz und quer stehenden und hängenden, super glatten, festen Bambus-Stäbe einfach zum Klettern, ja, gezwungen, haben. Da wir dann einen anderen Weg genommen haben, der sich dann irgendwann im Dickicht verloren hat, konnten wir und auch noch wie große Entdecker fühlen – zumindest solange, bis wir wieder auf den Weg gestoßen sind – und ich fühlte mich stark in ein Kind zurück verwandelt, ein einfach unglaubliches Gefühl, weil man sich einfach um nichts Sorgen macht, in dem einen Moment lebt und die Abenteuer ohne Wenn und Aber real werden. Wobei sich andere angeblich auch schon in dem Wald verlaufen haben…
In der Connerie habe ich Gramps (so wird er genannt, als Abkürzung für Grandpa) beim Boards (Wellensurfer und SUPs) reparieren zugeschaut, was ich auch super interessant finde. Und es macht einfach Spaß, wenn jemand arbeitet, dabei aber im ein Lächeln auf den Lippen, eine Pfeifmelodie im Kopf und allgemein gute Laune hat, auch wenn er meinte, er sei nicht zum Spaß hier, sondern zum Arbeiten, beim Surfen habe er deutlich mehr Spaß (er surft seit 50 Jahren und seit 25 Jahren war er beinahe jeden Tag im Wasser) im gleichen Atemzug aber erklärt hat, dass er bei seiner Arbeit durchaus Spaß habe. Bei ihm werde ich wohl noch so einige Nachmittage verbringen und ich schätze auch jede Menge von ihm lernen.
Für mich ist jetzt Halbzeit und ich bin gespannt, was das Leben hier (und später auch zu Hause und was weiß ich wo noch alles auf der Welt) weiter mit mir macht, welche Steine mir in den Weg geworfen, welche Kletterhilfen und Leitern gegeben und welche Türen mir geöffnet werden. Ich selbst brauche eigentlich bloß rauszugehen und meinem Leben zuzusehen, weil sich immer und in sekundenschnelle irgendwas Neues, Unerwartetes und meist Tolles ergibt. Und wenn es mal nicht so toll ist, dann ist es etwas, woran ich wachsen kann.

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Die Bedingungen sollen besser werden ...

Ich war gespannt, wie ich wohl die Zeit rumkriegen würde, mit dem kaputten Fuß. Nun, in erster Linie war ich ... Surfen ... Ja, alles kein Thema, verstümmelt hab ich ihn am Freitag, im Wasser war ich ab Montag eigentlich jeden Tag. Nach einer Woche dachte ich mir dann, hey, ein Tag Wasserpause würde ihm vielleicht ganz gut gehen, denn danach waren Wind und Wellen bis zum Abwinken angesagt, was an sich bedeutet hätte: Jeden Tag windsurfen und wenn noch Zeit ist und die Wellen nicht zu groß (ja, immerhin das habe ich aus der Fuß-Schnitt-Aktion gelernt) noch einmal Brett tauschen, Segel weglassen und stattdessen Arme schleudern, sprich paddeln.
Also bin ich einen Tag auf der Slack-Line rumgehüpft, mit einem erkälteten, schreienden Baby im Kinderwagen neben mir und habe die nächsten 3 Tag dann im Bett verbracht - mein Körper wollte mich wohl noch nicht zurück ins Wasser lassen und hat sich von daher gedacht, generieren wir noch ein paar Schmerzen an anderen Stellen, als dem Fuß, heizen ein bisschen (nein, da will man ja nicht zur Abkühlung gerade deswegen ins Wasser) und entziehen erstmal alles an Energie, was wir finden können, auf das der zum Körper gehörige Mensch kaum den Weg zur Hängematte schafft, geschweige denn die Kokosnuss zum Schlürfen zu öffnen oder hinterher zu halten. Also keine Kokosnuss, keine Hängematte, ein bisschen Gitarre spielen war dann schon das höchste der Gefühle - und entsprechend anstrengend.
Heute fühle ich mich schon wieder besser, mal schauen, wann ich wieder aufs Wasser komme, der Wind soll bleiben und die Bedingungen besser werden (im Moment ist er recht ablandig und entsprechend böig - erzählt mir Carine zumindest immer - vielleicht auch, damit ich nicht ganz so verzweifelt gucke, denn so einen Verzweiflungsgucker den ganzen Tag ums sich zu haben ist ja auch nicht so toll) - mit den Bedingungen meine ich alle Bedingungen, die zum Windsurfen wichtig sind: Wind, Wellen, Material (u.a. Körper...)

Samstag, 1. Dezember 2012

wAveDRENALIN

Weiße Schaumkronen, so genannte White Caps oder auch Moutons (franz.: Schäfchen), lassen ein jedes Windsurferherz höher schlagen und Wellen, die wie am Lineal gezogen in die Bucht rollen, und man dabei am besten spiegelglattes Wasser hat (zumindest vor und nach den Wellen), lassen ein jedes Surferherz höher schlagen. Inzwischen kann ich auch letzteres gut nachvollziehen und die Flaute, die hier herrscht, stört mich nicht im Geringsten. Die großen Wellen, die im Moment wieder rein rollen - hm, ich weiß nicht, ob die mich stören. Für mich sind sie an sich zu groß, trotzdem freue ich mich wie ein Honigkuchenpferd, wenn ich sie sehe, vielleicht liegt das auch einfach daran, dass sie meinen Adrenalinspiegel steigen lassen. Nun, heute war es auf jeden Fall so groß. dass kein Schwein, oder eben auch Surfer, in Hookipa draußen war. In Paia Bay war dann eine Hand voll Surfer, für kurze Zeit auch ich. Allerdings nicht besonders lange, denn nachdem ich ein paar Mal nicht schnell genug gepaddelt bin, um die Wellen zu kriegen, hat mir einer der Surfer einen anderen Platz gezeigt, etwas weiter in Lee, wo ich auch die anderen Male häufiger gute Wellen gekriegt habe. "Here are you safe" hat er mir ncoh erklärt, und dass ich dort nicht so schnell auf den Felsen landen würde. Voller Begeisterung fing die kleine Anfängerin auf dem großen Anfängerboard also wieder an zu paddeln, dachte dann nach einigen Versuchen beim Paddeln, oh scheiße, die Welle ist zu groß, versuchte zu Bremsen, wurde aber gepackt, fand sich in der Luft, zwischen Wellenkamm und Wellental wieder, weil die Welle grad am Brechen war, fiel, wurde gewaschen, dachte noch, scheiße, wo ist denn jetzt oben und unten, spürte ein Riff an den Füßen, ein bisschen Schmerzen, fand die Oberfläche und die Luft, schließlich auch das Board, und paddelte was das Zeug hielt, um aus der Brandungszone rauszukommen, den etwas doller schmerzenden Fuß schön in die Luft haltend. ('Tschuldigung wegen des Schlangensatzes.) Ein Blick zurück zeigte ihr, dass die großen Felsen echt schon Nache waren und ein Blick nach vorne, dass dort jede Menge große Wellen kamen, also paddelte sie und paddelte und paddelte. Und bei einer der Wellen, bei der der Fuß dann ins Wasser kam, wurde das Wasser ganz warm - und das konnte nichts Gutes bedeuten. Etwas aus der Brandungszone raus, und einige Verrenkungen später, wusste ich: "Oh, das blutet ja ein bisschen." Und da ich keine guten Sachen über die Kombination aus Pazifik, Maui, Blut und Haien gehört hatte, habe ich mich auf den recht langen Paddelrückweg gemacht, den Fuß immer schön in die Luft haltend (1. als Haiprävention und 2. um die Blutung zu verringern). Leider wurde das Wasser an meinem Fuß bei jeder etwas höheren Welle warm und nach dem etwa 10-minütigen Paddelrückweg hinter einem aus dem Wasser guckenden Riff entlang, habe ich es dann trotz oder dank (ich weiß es nicht genau) Shorebreak schließlich geschafft an Land zu humpeln.
Und nein, mein Fuß sah gar nicht gut aus, mit dem netten bei jedem Hüpfer hin und her baumelndem Hautfetzen und ich war einfach super dankbar, keine graue Finne neben mir im Wasser gesehen zu haben. Aber bei 90% der Hai-Attacken sieht das Opfer den Hai nicht... Nur gut, dass ich mir im Wasser keine zu großen Gedanken darüber gemacht habe.
Nach etwas Erster-Hilfe-Versorgung durch Anwohner, Strandgucker und Surfer (auch der, der mit den sicheren Platz gezeigt hat - ich will nicht wissen, wie ich aussähe und wo ich jetzt wäre (in welchem Krankenhaus), wenn ich an dem schwierigeren, gefährlicheren Platz eine Welle gekriegt hätte...), einem Arztbesuch, bei dem die Ärztin eher planlos wirkte, weswegen ich mich dann entschieden habe, unverrichteter Dinge zu gehen - oder eben zu humpeln - und stattdessen Carines Medizinschrank zu plündern und mich selbst zu versorgen.
An dieser Stelle ein La-Ola-Welle für mein Auto, das zum Glück Automatik-betrieben ist, sodass ich auch ohne Probleme mit dem linken Fuß und nur mit dem linken Fuß fahren konnte. Allerdings muss ich nachher mal das Lenkrad untersuchen, nicht dass das jetzt Dellen hat, weil ich zu doll zugedrückt habe...
Zu Hause habe ich dann mittels Pinzette, Nadel und Nagelschere einige Steinchen und Sandkörner und den nicht sehr appetitlich aussehenden Hautfetzen entfernt, Desinfektionszeug rein und draufgemacht, schließlich noch ein Riesenpflaster draufgeklebt, ein Wattepad drunter, und nun liege ich hier in der Hängematte, den Fuß etwas hochgelegt und habe ganz ganz ganz viel Zeit, euch alles schön appetitlich und bildlich zu beschreiben, da ich nun mal wieder mit dem Wassersport - und wahrscheinlich erst mal auch mit dem meisten anderen Sport - aussetzen muss. Für die, die nun die Fakten wissen wollen, der Schnitt ist keine 5cm lang und ich glaube eigentlich auch nicht wirklich tiefer als einen halben cm...
Mal schauen, wie ich diemal die Zeit totschlage, und ich hoffe, ich kann spätestens wieder aufs Wasser, wenn der Wind wiederkommt - dann lasse ich meinem Körper aber sehr wahrscheinlich mindestens die eine Woche Regenarationszeit, die mir als Minimum der Wasserabszenz vorausgesagt wurde, denn die Windvorhersage sieht im Moment (vielleicht zum Glück, denn sonst könnte es sein, dass mich jemand demnächst in Deutschland am Flughafen abholen muss, eingepackt in einen weißen Anzug un dmit einem netten Schild um den Hals: "Wegen Windsurfverbot aufgrund der zu großen Haianlockung und damit einhergehender Gefährdung der anderen Windsurfer, Surfer und Badegäste während alle drei zum Windsurfen notwendigen Komponenten vorhanden waren (Wind, Wasser, Material) leider durchgedreht und nicht mehr zum Arbeiten auf Maui fähig.") eher nach Flaute aus (ja, hier geht der Satz nach dem Wort "Moment" weiter).
Ich leg also die Füße hoch und werde eine Kokosnuss schlürfend auf Wind warten - leider wird das nicht so cool ablaufen, da es mich jetzt schon in den Armen kribbelt (die wollen ein Segel halten oder eben paddeln) und ich gar nicht wissen will, wie doll es weh tun würde, die Kokosnuss zu öffnen - denn dafür müsste ich definitv meinen Pflasterfuß belasten.
In dem Sinne, beste Grüße von Maui.