Freitag, 17. Mai 2013

Es geht voran



Der Plan steht: Sommer in Biarritz und Umgebung. Einfach, aber gut. Fast schon genial. Mit etwas Glück hat sich die Möglichkeit ergeben, wieder einmal einen Job mit dem Surfen zu verbinden. Als Au-Pair, werde ich über den Sommer verteilt etwa die Hälfte der Zeit in Biarritz arbeiten und surfen, die andere Hälfte habe ich frei und damit Zeit zum Reisen – mit einem der besten Surfspots (zumindest in Bezug aufs Wellensurfen, der Windgott soll sich da nicht so oft blicken lassen) Europas als Ausgangspunkt.

Seit neuestem kann ich mich nun auch zu den stolzen Busbesitzern zählen. Mein neuer Schatz ist ein Renault Trafic – fast mein Alter, sehr durstig, dafür aber recht zuverlässig und – das unterstelle ich ihm einfach mal – genauso reiselustig wie ich.

Probleme mit der Motorkühlung scheinen Autos, die ich kaufe grundsätzlich zu haben. Und obwohl ich das diesmal sogar schon vor dem Kauf vermutet hatte, konnte ich ihn einfach nicht zurück lassen. Es war wie Liebe auf den ersten Blick: Sobald wir uns sahen, schienen wir beide zu wissen, dass wir wie füreinander geschaffen waren.
Na gut, Spaß beiseite. Ein neuer Kühler sowie Ersatz für die festgerosteten Ventilatoren liegen bereits hinten im Auto und warten darauf, dass sie eingebaut werden. Warten also sozusagen auf ihren Arbeitsbeginn. Ich hoffe nur, dass es die richtigen sind und sie sich ohne Probleme einbauen lassen.
Schließlich möchte ich nicht im selben Tempo bis nach Südfrankreich juckeln, wie ich von Hamburg nach Hannover bei der Überführung des Autos gekrochen bin. Drei Stunden für eine Strecke von etwa 150 km sind schon eine Ansage. Zum Einen ist der Süße nicht der Schnellste und zum Anderen vervielfachen regelmäßig notwendige Durstlöschaktionen wegen Hitzschlags – sprich Wasser nachfüllen und Auto abkühlen lassen, da der Temperaturzeiger in unangenehme Bereiche geklettert ist – die Fahrtzeit schnell.
Gerade als ich auf dem Rastplatz wieder losfahren wollte, kam ein anderer an, klappte die Motorhaube auf und fuhrwerkte an seiner Wasserflasche rum. Diagnose: Verdurstungsgefahr. Es scheint eine weit verbreitete Besonderheit unter den Autos meiner Altersklasse, oder eben denen, die von Leuten meiner Altersklasse gefahren werden, zu sein.

Beim Kauf war das Auto schon zum Teil ausgebaut. Ein Kühlschrank, Spüle, Gasherd, ein paar Schränke sowie ein ausklappbares Bett waren schon drin. Genauso wie ein riesiger Ersatzreifen, und ein paar Querbretter, die es mir unmöglich machten auch nur ansatzweise daran zu denken, das Auto sowohl als Wohnort als auch als Transporter für mein Lieblingsspielzeug zu nutzen.
Also mussten Ideen her, wie man Stabilität, Stauraum und Wohnmöglichkeiten miteinander kombinieren könnte. Ich will ja bloß schlappe 2 – 3 Windsurfboards, einen Wellenreiter, 5 Segel, 4 Masten, 2 Gabelbäume, ein paar Neos, Trapeze und das restliche übliche Gedöns mitnehmen. Ach ja, ein bisschen was an Klamotten und Essen nicht zu vergessen – obwohl … das ist eigentlich zu vernachlässigen. Zumindest vom platz- und gewichtmäßigen Anteil her.

Nun, die Umbauarbeiten sind noch in vollem Gange, etwas Geld ist auch schon dazuverdient, mein neuer Schatz hat nämlich eher hohe Arztkosten und jede Menge Hunger (Sprit!) in unsere Beziehung miteingebracht, statt die Reisekasse zu füllen. Eigentlich unfair – schließlich wollen, oder zumindest werden, ja wir beide reisen!

Mein Vater ist vor Schreck fast umgekippt als er die Verkabelung und das seiner Meinung nach darin enthaltene Selbstmordpotential gesehen hat und hat mir tatkräftig ein paar elektrotechnische Grundlagen beigebracht. Mit dem Erfolg, dass die Verkabelung nun schon fast fertig ist und mein Radio (mit das Wichtigste, vor allem bei einer Fahrt über 1500 km, die man sich sonst nur mit der Straße und dem leibevollen, fleißigen Brummen seines Lieblings teilt) nun wie gewünscht funktioniert. Leider passen immer noch keine Segel, Masten oder gar Boards rein, außer ich tauschte meinen Platz: Bett für mein Spielzeug und unterm Bett, im Reservereifen zusammengerollt Klein-Jenny.

Es liegt also noch ein bisschen Arbeit vor mir bis ich wirklich los kann. Ich merke aber immer mehr, dass es dringend wieder Zeit für ein paar Wellen (natürlich am liebsten in Kombi mit jeder Menge Wind) wird – nachts bin ich immer fleißig am Surfen, mal Wellen, mal Wind, meist beides. Meine Reiselust und mein Fernweh nehmen exponentiell zu und der Gedanke an den täglichen Anblick der beruhigenden Horizonts lässt mich ganz kribbelig werden, anstatt eben ruhig.

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