Mittwoch, 2. Januar 2013

Flummihände

Erst einmal ein frohes neues Jahr an alle; ich  hoffe ihr seid alle gut reingerutscht und auf dem Schnee nicht ausgerutscht. Hier wird nicht so viel geknallt und von dicken Wintermänteln war auch keine Rede.
Im Moment sind hier Monsterwellen, am Wochenende kommt dann Monsterwind und ich musste feststellen, dass ich monstersüchtig nach dem Meer bin. Wenn mein Fuß, der inzwischen fast komplett verheilt ist, mich daran erinnert hat, dass ich bei zu großen Wellen lieber vom Strand aus zugucken sollte und ich deswegen dann mal einen Tag ohne Wellengeschaukel und Waschmaschinen verbracht habe, bin ich am nächsten Morgen mit einer extremen Unruhe, fast schon Unzufriedenheit, und starkem Fingerkribbeln aufgewacht, unfähig weiterzuschlafen und nur von einem Gedanken besessen: Ein Brett zu  schnappen und ins Wasser zu laufen.
Vor einigen Tagen war ich nach 2,5 Stunden im Wasser echt überrascht, dass ich noch keine Verletzungen hatte, habe meine letzte Welle genommen und wurde letztendlich auf die Felsen gewaschen (die selbe Bucht, in der ich mir meinen Fuß aufgeschnitten habe). Mit dem Kopf voran unter meinem Board hängend (ich habe dazu gelernt, dass nur mein Board mich wenigstens in der Nähe der Wasseroberfläche halten kann, sodass ich bei jedem Wipe Out (=Waschgang) nur noch von dem Gedanken besessen bin, wie ein zweites Brett unter meinem Board zu kleben und meine Hände bloß nicht davon zu lösen) und weiter Richtung Felsensteilküste schießend, dachte ich mir nur, ach du scheiße, bis jetzt war alles gut, hoffentlich überlebst du das hier. Doch wie durch ein Wunder, habe ich nicht mal einen Felsen berührt, habe es irgendwie wieder auf mein Board geschafft und mich dann auf einen langen Rückweg über die Felsen gemacht. Mein Adrenalin hatte ich an dem Tag auf jeden Fall, auch auf den Felsen noch, da ich stets fürchten musste, eine große Welle vom nächsten Set würde mir "Hallo" sagen wollen. An dieser Stelle, danke ihr Schutzengel, dass mir nichts passiert ist.
Als die Wellen am nächsten Tag dann noch etwas größer waren, bin ich der Bucht also fern geblieben, was dann die oben beschriebenen Gefühle bei mir hervorgerufen hat, sodass ich dann auch bei recht großen Wellen den folgenden Tag definitiv nicht ohne Wellen verbringen konnte. Da mich die Bedingungen in Tavaresse Bay (vorher als Paia Bay, bzw. Fußcut Bay (jeder scheint sich dort schon seine fiesesten Verletzungen geholt zu haben) bezeichnet) sehr an Fußschlitzer-Tage erinnerten, habe ich mich also auf die Suche nach einem neuen, freundlicheren Spot gemacht und bin letztendlich dann in Sugar Cove gelandet, wo ich noch ein paar gute Wellen und Waschgänge bzw. Wipe Outs hatte. Also ein absolut erfolgreicher Tag und heute kommt mit etwas Glück schon wieder genug Wind zum Windsurfen.
Das Wetter ist stark wechselhaft, erinnert vielleicht ein bisschen an deutsches Aprilwetter oder jedenfalls warmes Herbstwetter: bewölkt, an einem Tag Dauerregen am nächsten Hochsommer-Sonnenschein. Ich genieße meine Zeit hier und wundere mich an so machen Tagen, an denen meine Hände aus Paddel- und Segelsucht schon früh morgens wie Flummis im Bett auf und ab hüpfen, wie ich es je wieder für mehrere Tage am Stück ohne Wellen, Meer oder zumindest irgendwelches draußen rumschwimmendes Wasser aushalten kann. Wobei ich ja noch hoffe, dass mein Körper, Seele, Geist, was auch immer, mit jeder Form von Wasser zufrieden sein könnte - Meer, Teich, Eis, Schnee, Dusche.

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